Rubrik: Ernährung
Kein Tritt ins Fettnäppfchen


Mag. Christian Putscher – Ernährungswissenschafter mit gesundem Genusssinn – geht dem Nutzen vom Fett im Fleisch auf den Grund. Dass dieses ein wichtiger Geschmacksträger ist und auch bei der Verwertung von Vitaminen eine wesentliche Rolle spielt, ist bekannt – darüber hinaus liefert tierisches Fett aber auch essentielle Fettsäuren, die wichtig für das Immunsystem sind.


Auch wenn wir es mit reichlich Vitaminbeilagen dekorieren, Star der Grillshow ist und bleibt das saftige Stück Fleisch, das verführerisch duftet und erst recht schmeckt. Bei aller Freude über ein gelungenes Steak oder einen schönen Braten – viele Menschen haben die Warnung mancher Ernährungsgurus vor den bösen Fetten im Ohr, die das ebenso böse Fleisch enthalten soll. Und damit trübt das schlechte Gewissen mitunter den Genuss. Enthaltung wäre allerdings eine kurzsichtige und wenig zuträgliche Strategie.



Nicht ob, sondern wie und wie viel
Prinzipiell muss man, wenn man von Fetten redet, immer auf die unsichtbaren und die sichtbaren Varianten eingehen. Denn die meisten Fette essen wir, ohne uns dessen überhaupt bewusst zu werden: Chips, Kuchen, Gebackenes und Frittiertes transportieren tatsächlich unerkannt gehörige Mengen in unseren Stoffwechsel. Besonderes Augenmerk soll den gehärteten Fetten geschenkt werden, da diese Mitverursacher eines erhöhten Risikos für Herzkreislauferkrankungen sind.
Bei einem Stück Fleisch sieht die Sache schon anders aus. Denn erstens sind die Fettanteile (speziell bei Schweinefleisch) durch Zuchterfolge in den letzten Jahrzehnten auf einen Bruchteil einstiger Üppigkeit gesunken und zweitens kann man durch die bewusste Auswahl fettarmer Teilstücke und Fleischarten diese Anteile bis unter die 2%-Marke drücken.

Der Küchenalltag zeigt: Das meiste Fett wird erst bei der Zubereitung zugeführt. Die Extraportion Kräuterbutter oder eine üppige Mayonnaise – das sind die wahren Fettnäpfchen, in die man nur treten sollte, wenn man sich das physisch leisten kann.
Fett im Fleisch ist außerdem kein guter Versteckspieler, sondern eher eine offensichtliche „Randerscheinung“ und davon trennt man sich ganz leicht. Allerdings empfiehlt es sich, gerade beim nahezu fettfreien Garen am Grill, das „Randl“ oder „Auge“ erst kurz vor dem Verzehr zu entfernen, denn Fett ist für den Geschmack, den zarten Biss und die Saftigkeit unentbehrlich.

Aber nicht nur Geschmack transportiert Fett optimal, sondern auch viele Vitamine (A, D, E, K) die nur in Allianz mit Fetten überhaupt verwertet werden können.



Nicht ob, sondern welches
Außerdem sollte man sich vor Fett im Fleisch nicht wirklich fürchten, enthält es doch viele essentielle Fettsäuren, die mehr als wichtig für unseren Körper sind. Da wir sie nicht selbst bilden können, müssen wir die ungesättigten Fettsäuren unserem Körper mit der Nahrung zuführen. Und hier kann man einiges für den Ruf des Fleisches tun, denn natürlich enthält Fleisch auch gesättigte Fettsäuren, die wir bekanntermaßen in eher geringen Dosen konsumieren sollten, aber Muskelfleisch versorgt uns auch mit den wichtigen ungesättigten Fettsäuren, die einen direkten gesundheitlichen Nutzen für unseren Organismus haben. Omega 3- und Omega 6-Fettsäuren, beide im tierischen Fett enthalten, sind bei Immunabwehrreaktionen in unserem Körper wichtige Verbündete und helfen etwa bei verschiedensten entzündlichen Erkrankungen. Hier sollte man aber auch immer ein Auge auf die Qualität des Fleisches haben. Denn umso besser Haltung und Fütterung, desto besser also das Fleisch, desto hochwertiger sind nachgewiesenermaßen auch die enthaltenen Fette.